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GLOSSAR: Grundlegende Begriffe,
die allen ein Begriff sein sollten

Die gerechte Sprache ist ein wichtiges Thema, welches oft als übertriebene und kleinliche Forderung feministischer und queerer Menschen abgestempelt wird. Unsere Sprache beeinflusst aber unser Denken. Besser gesagt: Sprache ist Denken. Durch Sprache entstehen Bilder in unserem Kopf, welche uns prägen und die Grundlage unserer Vorstellungen sind. Deshalb müssen wir achtsam mit der Sprache umgehen.

Die folgenden Begriffe beschreiben Dinge, die es zwar schon immer gegeben hat, welche aber erst seit kurzem benannt werden. Das ist unglaublich wichtig, weil wir nur über Dinge sprechen können, die einen Namen haben. Genauso wichtig ist es, solche teilweise sehr politischen und polarisierenden Worte simpel aber korrekt zu erklären und zu verstehen. Da alle diese Begriffe in verschiedene Debatten verwickelt sind und immer noch ausgehandelt werden, ist das nicht besonders einfach. Die Beschreibungen gehen deshalb nicht in die Tiefe und sollen bloss ein erstmaliges Verständnis ermöglichen. Oftmals gibt es die Begriffe (noch) nicht auf Deutsch, weil sie im englischen Sprachraum gebildet und so übernommen wurden. Deshalb sind einige Worte Englisch, da die Konzepte hinter den Begriffen durch eine Wort-zu-Wort-Übersetzung verloren gehen würden.

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Ableism: Diskriminierung von Menschen mit Behinderung. Aussagen und Handlungen sprechen eine Beteiligung oder das Recht zur Beteiligung ab, und/oder Architektur und Begebenheiten verunmöglichen die Zugänglichkeit.

 

Abrosexuell / -romantisch: Eine variierende oder fluide Anziehung empfinden.

 

Ace: Überbegriff für jede Sexualität auf dem asexuellen Spektrum.

 

Agender / Genderless: Sich keinem Gender zugehörig fühlen.

 

Androgynsexuell / -romantisch: Von Androgynität angezogen.

 

Androgyn: Eine Genderperformance, die sowohl maskuline als auch feminine Elemente enthält.

 

Aro: Überbegriff für jede Sexualität auf dem aromantischen Spektrum.

 

Aroflux: Eine variierende Menge Anziehung empfinden.

 

Aromantisch: Wenig bis keine romantische Anziehung empfinden.

 

Asexuell: Wenig bis keine sexuelle Anziehung empfinden.

 

Ästhetische Anziehung: Eine rein visuelle Anziehung.

 

Bei der Geburt zugewiesenes Geschlecht: Das binäre Geschlecht, das meist von Ärzt*innen bei der Geburt zugewiesen wurde auf Grundlage der äusseren Genitalien.

 

Benevolent Sexism: Eine positive Einstellung zu Frauen, die jedoch auf der Idee basiert, Frauen müssten beschützt und behütet werden. Dahinter steckt ebenso der Glaube an männliche Überlegenheit.

 

Beziehungsanarchie: Das Konzept, dass zwischenmenschliche Beziehungen auf individuellen Wünschen statt auf feststehenden Normen und Regeln basieren sollen. Das Konzept beinhaltet die Hinterfragung der westlichen Norm der heterosexuellen, monogamen Beziehung.

 

Bisexuell / -romantisch: Von zwei Geschlechtern angezogen.

 

Binäres Geschlecht: Zweigeteiltes Geschlechterkonstrukt in Mann und Frau.

 

Biologisches bzw. anatomisches Geschlecht / Sex: Die physischen Körpermerkmale. Dazu zählen die Genitalien, die sekundären Geschlechtsmerkmale, Chromosome und Hormone. Sex besteht nicht nur aus zwei Kategorien, männlich und weiblich, sondern ist ein Spektrum.

 

Body Shaming: Diskriminierung wegen des Körpers. Durch verinnerlichte gesellschaftliche Schönheits- und Körperbilder werden gewisse Körper von anderen oder von sich selbst abgewertet. Sichtbar wird Body Shaming in Blicken, Beschimpfungen und aggressiven Handlungen. Es führt sogar dazu, dass Menschen, deren Körper nicht der gesellschaftlich gesetzten Norm entspricht, im Gesundheitswesen schlechter oder falsch behandelt werden.

 

Braun: Bezeichnung für nicht-Weisse Menschen meist indischer oder südamerikanischer Herkunft. Die Verwendung des grossgeschriebenen Braun verweist darauf, dass es sich nicht um ethnische Herkunft oder die tatsächliche Hautfarbe eines Menschen handelt, sondern um kulturelle Kategorien, bei denen die Wahrnehmung und Stereotypisierung der Gesellschaft im Vordergrund stehen.

 

Braunsein: Bezeichnung des Identitätskonzepts von Braunen Menschen. Beinhaltet die strukturelle Benachteiligung und Rassismuserfahrungen. Das "-sein" deutet darauf hin, dass Menschen in gleichen Kontexten auf Grund ihres Aussehens anders wahrgenommen werden und andere Erfahrungen machen. Braunsein beschreibt also nicht die Zugehörigkeit einer ethnischen Gruppe, sondern weist auf die Art und Weise der Wahrnehmung anderer hin.

 

Cisperson: Eine Person, bei der die Geschlechtsidentität mit dem bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht übereinstimmt.

 

Coming-out: Bezeichnet den Vorgang, bei dem eine Person ihre Geschlechtsidentität oder sexuelle Orientierung mitteilt.

 

Consent: Aktive Zustimmung, meist bezogen auf sexuelle Situationen und Handlungen. Jede Handlung ohne Consent ist eine Grenzüberschreitung und jede sexuelle Handlung ohne Consent ist eine Vergewaltigung.

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Crossdressing: Sich zeitweise in der Genderrolle präsentieren, die nicht dem bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht entspricht. Diese temporäre Genderperformance ist nicht sexuell motiviert.

 

Definitionsmacht: Die Idee, dass eine Gewalterfahrung nur von der betroffenen Person definiert werden kann. Dies beinhaltet, wann Grenzen überschritten werden und was als Gewalt wahrgenommen wird.

 

Demisexuell / -romantisch: Anziehung empfinden, nachdem eine starke emotionale Bindung zwischen zwei oder mehreren Personen entstanden ist.

 

Dichotomes Denken: Das Denken in Gegensätzen, auf Geschlecht bezogen in Mann und Frau. Die dadurch entstandene Zweiteilung erlaubt keinen Platz für etwas Drittes / Anderes.

 

Diskriminierung: Eine nachteilige Ungleichbehandlung einer Person oder einer Gruppe aufgrund deren Aussehen, Lebenssituation oder Identität, auf einer unrechtmässigen Grundlage, ohne angebrachte oder objektive Rechtfertigung. Diskriminierung ist nur möglich aus einer Position der Macht.

 

Drag King: Ein Drag King performt übertriebene Maskulinität im Kontext einer Show. Drag Kings sind dabei oft, aber nicht nur, Cisfrauen.

 

Drag Queen: Eine Drag Queen performt übertriebene Weiblichkeit im Kontext einer Show. Drag Queens sind dabei oft, aber nicht nur, Cismänner.

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Dyke: Eine queere Frau, die sich eher maskulin oder androgyn präsentiert. Ursprünglich war der Begriff eine Beleidigung, wurde dann aber neu konnotiert.

 

Ethnozentrismus: Wenn kulturell Fremdes aus der Perspektive der eigenen Kultur gesehen, interpretiert und bewertet wird. Oft ist die dominierende Perspektive eine europäische, amerikanische oder "westliche", wodurch diese den Bewertungsmassstab für die ganze Welt bestimmt. Das wird dann Eurozentrismus genannt.

 

Farbig: Bezeichnung für nicht-Weissen Menschen. Dieser Begriff ist kolonialer Herkunft und daher negativ konnotiert.

 

Feminin: Eigenschaften und Verhaltensweisen, die kulturell Frauen zugeschrieben und mit der weiblichen Genderrolle assoziiert werden.

 

Feminismus: Die Überzeugung, dass alle Geschlechter die gleichen Rechte, Möglichkeiten und Privilegien haben sollen. Dies beinhaltet soziale, politische und ökonomische Gleichstellung. Wegen der strukturellen Unterdrückung von FLINTA fokussiert sich Feminismus auf die Emanzipation dieser Geschlechter und auf die Aufwertung von Weiblichkeit.

 

Femizid: Die Tötung von Frauen aufgrund ihres Geschlechts.

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FLINTA: Sammelbegriff für Frauen, Lesben, intersex, non binäre, trans und agender Personen.

 

Frau: Eine Person, die sich als Frau identifiziert. Oder das gesellschaftliche Konstrukt Frau, das die kulturelle Darstellung, die Stereotypisierung und die daraus resultierenden Erwartungen beinhaltet.

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Gay: urspr.: Mann, der eine Anziehung für Männer empfindet; heute: auch Überbegriff für alle, die nicht heterosexuell / -romantisch sind.

 

Gender: Sozial-kulturelle Dimension des Geschlechts. Es kann zwischen erlerntem / anerzogenem Geschlecht (binäre Genderrolle) und eigener Empfindung des Geschlechts (Genderidentität) unterschieden werden. Es gibt unendlich viele Genderidentitäten.

 

Genderfluid: Eine Person mit einer Geschlechtsidentität, die sich mit der Zeit oder situativ ändert. Dies kann innerhalb oder ausserhalb der Geschlechtsbinarität sein.

 

Gendergerechte Sprache:

Arbeiter: Die maskuline Form wird als Norm angeschaut. Frauen und andere Geschlechter werden mitgemeint. (Generisches Maskulin.)

Arbeiterin: Die feminine Form wird als Norm angeschaut. Männer und andere Geschlechter werden mitgemeint. (Generisches Feminin.)

Arbeiter und Arbeiterin: Die zwei binären Formen, maskulin und feminin, werden ausgeschrieben.

ArbeiterIn: Die feminine Form wird ans Wort angehängt, durch ein grosses I wird die Trennung gekennzeichnet.

Arbeiter/in und Arbeiter/-in: Die feminine Form wird ans Wort angehängt, durch einen Schrägstrich wird die Trennung gekennzeichnet. 

Arbeiter(in): Die feminine Form wird in einer Klammer hinzugefügt. Diese Darstellung ist keine Gleichbehandlung der femininen und maskulinen Form, denn was in der Klammer steht, ist nur ein weniger bedeutender Zusatz.

Arbeiter_in: Die feminine Form wird ans Wort angehängt, der Bodenstrich steht für das Spektrum zwischen Mann und Frau und lässt Raum für weitere Geschlechtsidentitäten. Das Spektrum wird durch den Bodenstrich linear dargestellt, was auf ein "Mann-Dazwischen-Frau" Verständnis der Geschlechter hindeutet.

Arbeiter*in: Die feminine Form wird ans Wort angehängt, das Sternchen zwischen der maskulinen und femininen Form lässt Raum für weitere Geschlechtsidentitäten. Das Sternchen zeigt in verschiedene Richtungen und symbolisiert damit, dass das Geschlechterspektrum nicht linear ist.

Arbeiter:in: Die feminine Form wird ans Wort angehängt. Durch den Doppelpunkt wird vom Computer eine Pause vor dem –in gemacht beim Vorlesen, was die gesprochene Sprache imitiert und barrierefrei ist.

Arbeitende (Pl.): Die neutrale Form beinhaltet alle Geschlechter. Sie funktioniert jedoch nur im Plural und nicht in allen Fällen.

 

Genderqueer: Eine Person, die sich nicht mit einem binären Gender identifiziert.

 

Geschlecht: Setzt sich aus Sex und Gender zusammen, die in einem System aus gegenseitiger Beeinflussung zueinander stehen.

 

Geschlechtsdysphorie / Gender Dysphoria: Das Leiden einer Person wegen fehlender oder beeinträchtigter Übereinstimmung von Sex und Gender oder die falsche Wahrnehmung des Geschlechts von aussen. Nicht jede trans Person muss in jeder Phase der Identitätsfindung geschlechtsdysphorisch sein.

 

Geschlechtsidentität: Die Identifizierung und gewollte Zugehörigkeit zu einem oder keinem Geschlecht. Dieses kann mit dem Geschlecht, das einem Menschen bei der Geburt zugeordnet wurde, übereinstimmen oder nicht.

 

Geschlechtsrolle / Geschlechtspräsentation / Genderperformance: Das äusserlich gezeigte Verhalten, z.B. durch Kleidung, Frisur, die Art zu sprechen und miteinander umzugehen. Dies kann mit dem Sex, dem Gender, mit beiden oder mit keinem übereinstimmen.

 

Hassrede: Diskriminierende Sprache und Aussagen, die einen Menschen aufgrund einer Zugehörigkeit oder einer angenommenen Zugehörigkeit zu einer Gruppe abwerten. Hassrede ist keine Meinungsfreiheit, da es einen Menschen oder eine Gruppe von Menschen abwertet und ihnen eine gleichwertige Menschlichkeit abspricht.

 

Heterosexuell / -romantisch: Vom anderen binären Geschlecht angezogen.

 

Heteronormativität: Die gesellschaftliche Norm, die ausschließlich die binäre Geschlechtereinteilung als natürlich ansieht. Nur das bei der Geburt zugewiesene Geschlecht wird als legitim anerkannt. Auch bezeichnet es den Glauben, dass nur Heterosexualität normal, naturgegeben und unveränderbar sei.

 

Homophobie / Homofeindlichkeit: Eine aggressive Ablehnung, Diskriminierung und Ausgrenzung von nicht heterosexuellen Menschen oder als nicht heterosexuell wahrgenommenen Personen.

 

Institutioneller Rassismus: In einer Institution verankerte rassistische Abläufe, Einstellungen und Verhaltensweisen. Solche Institutionen sind zum Beispiel das Gesundheitswesen, das Schulsystem, die Polizei und andere staatliche Organisationen.

 

Intersektionaler Feminismus / Intersektionalität: Das Verständnis, dass Benachteiligung und Unterdrückung auf verschiedenen Achsen verlaufen. Eine Person kann gleichzeitig wegen ihres Aussehens, ihrer Herkunft, ihrer sexuellen Orientierung, ihres Geschlechts oder ihres sozialen Stands diskriminiert werden. Die verschiedenen persönlichen Merkmale einer Person und die damit einhergehende grössere Wahrscheinlichkeit von Ausgrenzung und Diskriminierung müssen berücksichtigt werden. Dies mitzudenken ist besonders wichtig, da sich Feminismus oft bloss auf Weisse hetero Frauen der oberen Mittelschicht bezogen hat.

 

Klasse: Ein erworbener Status oder eine Position in der gesellschaftlichen Ordnung aufgrund der wirtschaftlichen Lage. Klassen setzen sich zusammen aus Menschen, die eine ähnliche wirtschaftliche oder gesellschaftliche Position haben. Klassenzugehörigkeit kann sich in Aussehen und Verhalten manifestieren.

 

Klassismus: Diskriminierung und Stereotypisierung aufgrund der Zugehörigkeit zu einer gesellschaftlichen Klasse, die über weniger Einkommen und Einflussmöglichkeiten verfügt.

 

Lesbisch: Frau, die eine Anziehung für Frauen empfindet. (Der Begriff kann ausgedehnt werden für nicht-Männer, die eine Anziehung für nicht-Männer empfinden.)

 

LGBT+: Akronym für Lesbian, Gay, Bisexual und Transgender, während das + für alle weiteren Geschlechtsidentitäten und Sexualitäten steht, welche von der Heteronormativität abweichen. (Manchmal auch mit der Ergänzung Queer, Intersex und Agender (LGBTQIA).)

 

Lookism: Eine Bewertung und Abwertung von Menschen aufgrund ihres Äusseren.

 

Male Gaze: Eine männliche Perspektive. Dies bezieht sich nicht darauf, wie jeder Mann individuell die Welt sieht, sondern darauf, dass die Welt aus einer männlichen Perspektive betrachtet wird. Es beinhaltet die Darstellung von Frauen (meist in Film und Medien) aus einer heterosexuellen, männlichen Perspektive, welche Frauen oft reduziert als Objekte männlicher Lust zeigt. Der Male Gaze beeinflusst, wie Männer Frauen sehen, wie Frauen sich selbst sehen und wie Frauen andere Frauen sehen. Es beeinflusst auch, wie Frauen sich verhalten oder denken, sich verhalten zu müssen – dies wird "performing for the male gaze" genannt.

 

Mann: Eine Person, die sich als Mann identifiziert. Oder das gesellschaftliche Konstrukt Mann, das die kulturelle Darstellung, die Stereotypisierung und die daraus resultierenden Erwartungen beinhaltet.

 

Mansplaining: Wenn ein Mann einer Frau etwas auf herablassende Art erklärt, während er entweder nichts oder viel weniger über das Thema weiss, jedoch automatisch davon ausgeht, er wisse mehr.

 

Mikroaggression: Kleine, alltägliche Äusserungen, Blicke oder Handlungen, die als verletzend, übergriffig und diskriminierend wahrgenommen, meist aber nicht als Diskriminierung anerkannt werden.

 

Misandrie: Hass gegen Männer.

 

Misogynie: Hass gegen Frauen.

 

Monogamie: Eine sexuell und emotional exklusive Beziehung zwischen zwei Menschen. Die monogame Beziehung ist die westliche Norm.

 

Multisexuell / -romantisch: Von mehr als nur einem Geschlecht angezogen.

 

Non binäres Geschlecht / Non Binary Gender: Ein Überbegriff für Geschlechtsidentitäten ausserhalb des binären Geschlechterkonstrukts. Oder eine Person, die sich nicht mit einem binären Gender identifiziert.

 

Offene Beziehung: Eine nicht-monogame Beziehung mit einem*r primären Partner*in.

 

Othering: Veranderung. Menschen oder Gruppen werden als das "Andere" konstruiert und von einem "wir" abgegrenzt.

 

Pansexuell / -romantisch: Von allen Geschlechtern angezogen. Der Fokus liegt auf der Person und nicht auf deren Geschlecht.

 

Patriarchat: Eine hierarchisch strukturierte Gesellschaft, in welcher der Mann sich in einer machtvolleren und privilegierten Position befindet und in welcher der internalisierte Glaube an die Überlegenheit von Maskulinität herrscht. Wir leben heute immer noch in einem Patriarchat.

 

People of Color (PoC): Bezeichnung für nicht-Weisse Menschen. Eine Selbstbezeichnung von und für Menschen mit Rassismuserfahrungen.

 

Polysexuell / -romantisch: Von mehreren, nicht bedingt allen Geschlechtern angezogen.

 

Polyamorie: Eine Beziehung mit mehr als einem*r Partner*in. Diese Tatsache ist allen Beteiligten bekannt.

 

Polyfidelity: Eine Beziehung zwischen mehreren gleichgestellten Partner*innen, in welcher sich die Beteiligten sexuell und emotional treu sind.

 

Positive Diskriminierung / Affirmative Action: Massnahmen, die der negativen Diskriminierung entgegenwirken sollen durch Vorteilsgewährung. Ob und wie das geschehen soll, ist umstritten, da die Massnahmen auf derselben Unterscheidung wie die negative Diskriminierung beruhen. Trotzdem wurde diskriminierten Menschen etwas weggenommen, das zurückgegeben werden muss.

 

Primäre*r Partner*in: Die Beziehung mit dieser Person ist die wichtigste, aber nicht bedingt die einzige.

 

Privileg: Ein Sonderrecht, von dem nur eine Einzelperson oder eine Gruppe profitiert.

 

Queer: Eine Person oder Sexualität, die in irgendeiner Weise nicht der Heteronormativität entspricht.

 

Queerfeminismus: Teil des intersektionalen Feminismus mit speziellem Fokus auf die Unterdrückung aufgrund von Sexualität und queerer Geschlechtsidentität.

 

Race: Eine Gruppe von Menschen, die ähnliche Sprache, Äusserlichkeiten, Geschichte und Kultur haben. Mit dem Begriff Race können Menschen kategorisiert werden, was einerseits problematisch und andererseits hilfreich ist, um mit strukturellem Rassismus umzugehen. (Ein englischer Begriff, der nicht so negativ belastet ist wie "Rasse".)

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Rape Culture: Wenn in einer Gesellschaft Vergewaltigung, sexuelle Gewalt und Übergriffe normalisiert und geduldet werden. Der Glaube an die Unumgänglichkeit von sexueller Gewalt führt dazu, dass Mädchen und Frauen beigebracht wird, wie sie sich zu verhalten haben, um sich davor zu schützen.

 

"Rasse": Rasse ist ein Begriff aus der Biologie und das Wort auf Menschen anzuwenden, suggeriert das Existieren von verschiedenen "Menschenrassen", was wissenschaftlich nicht korrekt und veraltet ist. Der Begriff hat eine lange Geschichte von Diskriminierung und Gewalt. (Ein besonders im deutschen Sprachgebrauch sehr problematischer Begriff.)

 

Rassismus: Handlungen, Redeweisen oder Einstellungen, die Menschen aufgrund ihrer Äusserlichkeiten, Kultur oder ethnischer Herkunft bevorzugen oder benachteiligen. Rassismus teilt Menschen in Gruppen ein, die als homogen gesehen werden. Allen Angehörigen werden bestimmte Charakterzüge zugeschrieben. Weil die Gruppen in einer Hierarchie aufgestellt sind, werden gewisse Gruppen positiver konnotiert und deshalb als wichtiger oder wertiger gesehen. Das führt zu Unterdrückung, Ausbeutung, Diskriminierung und Gewalt.

 

Reverse Racism / Umgekehrte Diskriminierung: Diskriminierung der gesellschaftlich als überlegen angesehenen Gruppe. Der Begriff wird nur von Menschen dieser Gruppe benutzt und macht keinen Sinn. Umgekehrte Diskriminierung kann es nicht geben, weil man Macht braucht, um zu diskriminieren. Diskriminierung geht immer von oben nach unten.

 

Romantische Anziehung: Eine emotionale Anziehung, die z.B. den Wunsch nach Intimität oder persönlichem Kennenlernen beinhalten kann.

 

Schwarz: Bezeichnung für nicht-Weisse Menschen meist afrikanischer Herkunft. Die Verwendung des grossgeschriebenen Schwarz verweist darauf, dass es sich nicht um ethnische Herkunft oder die tatsächliche Hautfarbe eines Menschen handelt, sondern um kulturelle Kategorien, bei denen die Wahrnehmung und Stereotypisierung der Gesellschaft im Vordergrund stehen.

 

Schwarzsein: Bezeichnung des Identitätskonzepts von Schwarzen Menschen. Beinhaltet die strukturelle Benachteiligung und Rassismuserfahrungen. Das "-sein" deutet darauf hin, dass Menschen in gleichen Kontexten auf Grund ihres Aussehens anders wahrgenommen werden und andere Erfahrungen machen. Schwarzsein beschreibt also nicht die Zugehörigkeit einer ethnischen Gruppe, sondern weist auf die Art und Weise der Wahrnehmung anderer hin.

 

Schwul: Mann, der eine Anziehung für Männer empfindet.

 

Sexpositiv: Die Einstellung, dass Sexualität und sexuelle Lust positiv sind, wenn sie mit Consent aller Beteiligten ausgelebt wird. Sexpositiv bedeutet nicht einfach, dass möglichst viel Sex geil ist. Es geht darum, dass jede Sexualität akzeptiert wird und dass jede Person Sex so haben und geniessen kann, wie sie das will. Keine Wertung soll darüber mitschwingen, wie viel, wie oft, mit wie vielen Personen und mit welchen Personen jemand Sex hat.

 

Sexismus: Diskriminierung aufgrund des Geschlechts. Männer und Männlichkeit werden als überlegen gesehen in unserer Gesellschaft. Das kann sich in Worten, Handlungen, Stereotypen, Normen und Werten manifestieren. Sexismus ist in unserer Gesellschaft strukturell verankert und fällt darum oft gar nicht auf – das nennt man internalisierten Sexismus.

 

Sexualität / sexuelle Orientierung: Beschreibt zu welchem oder welchen Geschlechtern sich eine Person sexuell oder romantisch angezogen fühlt und unter welchen Bedingungen eine Person sexuelle oder romantische Anziehung empfindet. Als was man sich identifiziert, hat viel mit dem eigenen Empfinden zu tun und mit welchen Begriffen man sich wohl fühlt. Die sexuelle Orientierung ist nicht zu verwechseln mit der Geschlechtsidentität.

 

Sexuelle Anziehung: Eine körperliche Anziehung, die z. B. den Wunsch nach Berührungen, Küssen oder Sex beinhalten kann.

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Silencing: Eine Strategie, die das Gegenüber zum Schweigen bringen will durch destruktive Diskussionsform, Beleidigungen oder Androhungen von Gewalt. Dem Gegenüber wird das Gefühl gegeben, dass seine*ihre Gefühle oder Wahrnehmungen nicht legitim, angebracht oder überhaupt wahr sind.

 

Slut Shaming: Beschreibt die unterschiedlichen Standards, welchen die Sexualität von Frauen und Männern entsprechen müssten. Lebt ein Mann seine Sexualität so aus, dass er mit vielen Partner*innen schläft, wird das als positiv bewertet. Lebt eine Frau ihre Sexualität so aus, dass sie mit vielen Partner*innen schläft, wird sie abwertend als Slut abgestempelt. Oftmals muss eine Frau nicht einmal Sex haben, um als Slut stigmatisiert zu werden. Der Begriff soll auf die unterschiedlichen Standards aufmerksam machen, um diese dann zu ändern für mehr Sex Positivity.

 

Stratifizierung: Schichtenbildung. Die vertikale Unterteilung einer Gesellschaft in soziale Klassen. Diese Unterteilung führt dazu, dass Menschen ihrem Einkommen entsprechend Gruppen bilden mit verschiedener Sozialisation, Verhalten und Kontakten. Eine ökonomische Situation wird so zu einer Identität und bestimmt das Leben und die Möglichkeiten.

 

Swinging: Eine Beziehung mit einem*r Partner*in, in welcher sexuelle Handlungen zusammen mit anderen Partnern*innen ausgelebt werden.

 

Tokenism: Das symbolische Inkludieren von Minderheiten oder diskriminierten Menschen zur eigenen Aufwertung. Der eigene Vorteil steht dabei im Fokus, damit man selbst oder ein Unternehmen diversitätsfördernd aussieht.

 

Toxic Masculinity: Nicht alle Maskulinität ist toxisch, oftmals herrscht aber eine sehr limitierte Vorstellung der männlichen Geschlechterrolle, welche toxisch sein kann für Männer und alle um sie herum. Solche Vorstellungen drehen sich um das Konzept des "echten Mannes" als gewaltsam, sexuell aggressiv und emotionslos. Ein Beispiel wäre der Glaube, dass Männer nicht weinen sollen. Hinter solchen übertriebenen Darstellungen von männlichen Stereotypen ist oft die Angst, dass eine Präsentation von weiblich konnotiertem Verhalten entmannend sei.

 

Transfrau: Eine Person, der bei der Geburt das männliche Geschlecht zugeteilt wurde, die sich aber als Frau identifiziert.

 

Transgender / transident / trans: Oberbegriff für alle trans Menschen. Bei trans Personen entspricht die Geschlechtsidentität nicht dem ihnen bei der Geburt zugeordneten Geschlecht. Der Begriff kann auch für Menschen mit non binärem Gender verwendet werden.

 

Transition: Beschreibt den Prozess sozial, körperlich, und/oder rechtlich das Geschlecht der erlebten Geschlechtsidentität anzupassen.

 

Transmann: Eine Person, der bei der Geburt das weibliche Geschlecht zugeteilt wurde, die sich aber als Mann identifiziert.

 

Transphobie / Transfeindlichkeit: Eine aggressive Ablehnung, Diskriminierung und Ausgrenzung von trans Menschen oder als trans wahrgenommenen Menschen.

 

Transsexuell / Transsexualität: Irreführende und überholte Begriffe, da die Wortwahl auf eine sexuelle Orientierung und nicht auf die Geschlechtsidentität hinweist.

 

Victim Blaming: Oftmals wird bei Vergewaltigungen oder Misshandlungen der Fehler bei der betroffenen Person, meist eine FLINTA, gesucht. Sie war betrunken, sie war aufreizend gekleidet, sie hat geflirtet, sie ist nachts allein nach Hause gelaufen. Die Schuld wird vom Täter auf die betroffene Person verschoben und die Verantwortung auf die FLINTA gelegt.

 

Weiss: Bezeichnung für Weisse Menschen meist westeuropäischer Herkunft. Die Verwendung des grossgeschriebenen Weiss verweist darauf, dass es sich nicht um ethnische Herkunft oder die tatsächliche Hautfarbe eines Menschen handelt, sondern um kulturelle Kategorien, bei denen die Wahrnehmung und Stereotypisierung der Gesellschaft im Vordergrund stehen.

 

Weisssein: Bezeichnung des Identitätskonzepts von Weissen Menschen. Beinhaltet die privilegierte und dominante Position Weisser Menschen in unserer von Machtverhältnissen geprägten Gesellschaft. Das "-sein" deutet darauf hin, dass Menschen in gleichen Kontexten auf Grund ihres Aussehens anders wahrgenommen werden und andere Erfahrungen machen. Weisssein beschreibt also nicht die Zugehörigkeit einer ethnischen Gruppe, sondern weist auf die Art und Weise der Wahrnehmung anderer hin.

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Xenophobie: Fremdenfeindlichkeit. Eine aggressive Ablehnung von Menschen einer anderen Kultur, Region, Ethnie oder Religion.

 

Zedsexuell / -romantisch: Romantische oder sexuelle Anziehung empfinden (also nicht auf dem Ace/Aro Spektrum sein).

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